So weit bei den Recherchen zurück gegangen werden konnte, war die Familie David immer im Weiler Francomont, in der Gemeinde Lambermont, bei Verviers ansässig..
Das Familien-Haus steht noch heute in einer abseits gelegenen Sackgasse, in unmittelbarer Nähe der Weser. Das Gebäude wies ursprünglich fünf Achsen auf ; im Nachhinein wurden noch zwei Anbauten beigefügt, die mit den typischen abgestuften Keilsteinen der Tür und Fensterstürze, den Baustil des XVIII. Jahrhunderts erkennen lassen.
Ein seitlich angelegter, von einer hohen Mauer umgebener Park, unterstreicht die Wohlhabenheit der Besitzer.
Dem Ehepaar Pierre David und Catharina Jakob, deren Geburtsdatum um 1740-1750 gelegen haben muss, wurde am 9. Januar 1771 ein Sohn aus der Taufe gehoben, der den Namen Pierre erhielt und in seinem späteren Leben im politischen und wirtschaftlichen Bereich eine bedeutende Persönlichkeit darstellen sollte.
Dann folgt im Jahre 1772 folgender Eintrag im Kirchenbuch :
"Anno Domini 1772, Julius 16. Joannes Nicolaus, filius legitimus Petri David et Catharinae Jacob qui matrimonium contraxerunt in parochia Verviensis patria et diocesis Leodiensis suscipientibus Joanne Nicolao Jacob et Michelte Joseph Servati"
Es war der zweit geborene Sohn dieser Eheleute, der, auf den Namen Jean Nicolas getauft, für unseren Bericht die Ausgangsperson darstellt.
Derselbe heiratete eine Anne Elisabeth Pirard. Beide waren, als sie die Ehe schlossen, zusammen gerade 36 Jahre alt !
Sie verfügten aber schon über ein beträchtliches Vermögen. Außer einer Tuchfabrik, nannten sie die Domäne Tribomont, Schloss Sclassin (Herver-Land) und eine Anzahl Bauerngüter im Umkreis ihr eigen.
Zudem waren sie noch Miteigentümer verschiedener Kohlengruben im Lütticher Becken, u.a. La Grande Bacnure, Espérance et Bonne fortune, Kessales und Le Bonnier, woraus ersichtlich ist, wie begütert diese Familie war.
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Frau David, geborene Pirard, gebar ihrem Gatten 10 Kinder. Er starb im besten Mannes-Alter am 9/6/1813 in Lambermont. Seine Frau führte die Geschäfte weiter. Sie ist am 06/10/1839 gestorben.
Ein Sohn dieser Eheleute, Victor Joseph, wurde am 7/8/1808 in Francomont (Lambermont) (5) geboren und wählte als Wohnsitz Gospinal, eine Domäne, die womöglich der Familie schon immer gehört hatte. Er heiratete am 30.9.1841 eine Ponty Marguerite, Hubertine, geboren am 12/7/1810 in Ensival.
In der Zeit, wo das Ehepaar seinen Wohnsitz in der Gemeinde Jalhay hatte, wurden dort drei Kinder geboren. Am 7/9/1842, Victor, Pierre, Hubert, Joseph, der spätere Erbauer des Schlosses in Moresnet, dann kam um 1846 ein zweiter Sohn, Guillaume J. Marie, zur Welt, der aber im Alter von vier Jahren, am 16/1/1850 starb; am 10/9/1851 wurde eine Tochter geboren, die ein sehr hohes Alter erreicht hat, denn es ist belegt, dass diese Dame zweiundneunzigjährig ihrem Geburtshaus noch einen Besuch abstattete, eine Leistung die angesichts der damaligen Verkehrs- und Strassenverhältnisse nur der ermessen kann, der weiß, wo Gospinal liegt.
Ab 1851 wird diese Familie nicht mehr in den Bevölkerungsregister von Jalhay geführt. Victor Joseph David bezog in Dolhain-Limbourg ein neues Domizil. Er war seit 1847 Mitglied des Repräsentantenhauses und um den daraus entstandenen Verpflichtungen nachzukommen zu können, musste er wohl oder übel sein Venndorf verlassen.
Um seinen neuen Aufenthaltsort hat sich Victor Joseph David sehr verdient gemacht. Außer seiner Funktion als Abgeordneter, war er lange Jahre Schöffe und Ratsherr. Er starb in Limbourg am 23/6/1874.
Die Stadt ehrte sein Andenken, indem sie ihre Prachtstrasse nach ihm benannte; auch ist seine Grabstätte auf dem Friedhof von Limbourg bis auf den heutigen Tag erhalten.
Seine Frau, Margarete geborene Ponty, verstarb ebenfalls dort am 25/2/1866.
Der Sohn dieser Eheleute, Victor, Pierre, Hubert, Joseph hatte nicht wie sein Vater politischen Ambitionen, sondern seine Fähigkeiten lagen mehr im Kaufmännischen.
Er wurde am 28/7/1875 ins Bevölkerungsregister von Moresnet eingetragen, zu einem Zeitpunkt, als das von ihm gebaute Schloss zum Teil bezugsfertig war. Der Umstand, dass er seinen Wohnsitz an die Landesgrenze verlegte, brachte es mit sich, dass sein Bekanntenkreis wie auch seine Geschäftsbeziehungen sich jenseits der Zollschranken ausweiteten.
An und für sich war das nichts Neues, da schon zu Zeiten, ehe das Rheinland Preußen einverleibt wurde, zwischen Wallonen und Rheinländern reger Verkehr gepflegt und hüben wie drüben in Familien eingeheiratet wurde. Victor David, der in seiner Jugend ein deutsches Internat besucht hatte und der deutschen Sprache mächtig war, stand im Begriff, dasselbe zu tun.
Er heiratete er im Jahre 1879 die in Aachen am 30/6/1858 geborene Helene Pauline Deden. Dieselbe starb in Moresnet am 15/3/1922, wogegen Victor David schon zwei Jahre vorher, am 10/8/1920 verschieden war.
Das Ehepaar hatte zwei Töchter.
Die älteste, Helene David, wurde am 9/7/1880 in Aachen geboren. Sie heiratete am 15/10/1904 einen Herrn Arnold Bischoff, geboren am 6/5/1868 in Aachen. Er starb in dieser Stadt am 29/9/1939, seine Frau Helene David verschied am 12/5/1965.
Von den beiden Töchtern, die aus dieser Ehe hervorgingen, wurde die älteste am 8/7/1906 in Aachen geboren und auf den Namen Fastrada getauft. Sie heiratete am 29/9/1937 den Forstmeister Alexander Heusch, geboren in Aachen, am 11/9/1898 ; er verstarb dort am 25/2/1970.
Das Ehepaar Heusch-Bischoff hatte fünf Kinder : Maria, geboren den 28/9/1938 ; Gerhard, geboren den 29/12/1939 ; Adelheid, geboren den 15/12/1940 ; Alexander, geboren den 17/2/1942 ; Bernhard, geboren den 9/8/1943.
Die zweite Tochter aus der Ehe Bischoff-David heiratete einen Herrn Henin und verzog nach Düsseldorf.
Die zweite Tochter des Eheleute David-Deden, Johanna, war am 9/10/1883 geboren und heiratete im Jahre 1909 einen Herrn Arnold Deden, einen Verwandten mütterlicherseits. Sie starb am 17/12/1971.
Aus dieser Verbindung stammen drei Kinder hervor : Lissy, Arnold und Victor.
Weitere Daten über diese Familien waren nicht in Erfahrung zu bringen ; so müssen wir uns mit diesen Ergebnissen begnügen.
Als Nachtrag könnte noch vermerkt werden, dass ein in Stavelot ansässiger Nachkomme des Jean Nicolas David durch den königlichen Erlass vom 25/5/1888 mit dem Titel 'Chevalier' in den Adelsstand erhoben wurde, ein Titel, der jeweils auf den ältesten Sohn vererbbar ist und die obligate Verpflichtung, ein Wappen zu führen mit sich brachte. Es ist übrigens die einzige bekannte Linie dieser Familie, der diese Ehre zuteil wurde. Ein Wappen ist aber niemals das exklusive Vorrecht des Adelsstandes, es kann sich jeder ein Emblem zulegen, vorausgesetzt natürlich, es stellt keine Nachahmung des Wappens einer anderen Familie dar. Hier stellt sich die Frage, ob das gemeisselte Wappen auf der stumpfen Säule (das Symbolisieren des Lebensendes) auf dem Friedhof von Moresnet an der Davidschen Grabstätte, zu Recht von Victor David geführt wurde, da es nur insofern von dem David-Stavelot-Wappen abweicht, als es drei Bienenkörbe in dem schrägen Rechtsbalken aufweist ; wogegen das adelige Wappen des Chevalier David einen ungekrönten Helm drei durchbrochene Rauten in dem selben Balken führt.