Im Dialekt bedeutet Broeck/Broich Sumpfland.
Nur einige hundert Meter trennen im Vogelflug die beiden Montzener Adelssitze Broich und Streversdorp (alias Graf) und sie haben bzw. hatten manches gemeinsam: Die gleiche ruhige Lage in einer Bodensenke sowie Wassergräben und damit in Verbindung stehende Weiher. Der Weiher von Broich nordwestlich des Schlosses hatte eine Fläche von 3 ha. Leider wurde er grösstenteils Ende der vierziger Jahre trockengelegt. Auch die Wassergräben sind zur Nord- und Ostseite verfüllt worden; in dem verbliebenen Rest spiegelt sich das Schloss und trägt damit zum idyllischen Landschaftsbild bei.
Auch geschichtlich waren die Herrschaften Streversdorp und Broich zeitweilig verbunden und im Besitz von Mitgliedern ein und derselben Familie, nämlich der van der Heyden genannt Belderbusch.
Abgelegen und nur über einen Feldweg zu erreichen, liegt Broich verträumt inmitten einer Parkanlage.
Schematisch dargestellt ist Broich ein aus vier mehr oder weniger asymmetrischen Bruchsteinbauten bestehender Komplex auf leicht vorkragendem Sockel. Das schiefergedeckte Dach weist sehr eigenwillige Formen auf. Sowohl die Nord-, wie die Südfront haben einen Eingang in der Mittelachse und schliessen nach oben mit einem in der Mitte von einem Bullaugen durchbrochenen Ziergiebel ab. Doch während der Mittelteil der Südfront von den vorspringenden Seitenflügeln flankiert wird, bietet sich an der Nordseite ein ganz anderes Bild, denn hier ist es der Mittelteil, der leicht vorspringt.
Im Blickfeld stehen zur Südseite hin die Pfosten einer Fenstertür, deren untere Hälften verwitterte Statuen darstellen, die wohl früher einmal als Eckpfeiler einen Kamin geziert haben.
Der älteste Teil des Baues scheint der Südostflügel zu sein. Die gesamte Anlage, die im 17. Jahrhundert bedeutende Umbauten erfahren hat, (damals wurde das alte Herrenhaus mit Krüppelwalmdach in einen klassizistischen Neubau mit den für diese Zeit typischen grossen Fensteröffnungen einbezogen) strahlt Kraft und Strenge aus.
"Zur stärkeren Unterstreichung des Gesamteindrucks werden die Wirtschaftsbauten der Vorburg durch zwei viereckige Backsteintürme mit der für die Zeit Johann Joseph Couvens typischen abgerundeten Ecklösung straff zusammengefasst. Die sonst übliche, auf das Herrenhaus zuführende grosse Baumallee fehlt hier (1). Unvermittelt wächst aus der Wiese die Kulisse der beiden Türme vor uns auf. Geschickt fängt sie den Blick ein und bannt ihn auf das in der Mitte liegende Herrenhaus".
Mit diesen Worten beschrieb Dipl. Ing. Hans Königs Anfang der vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts den Eindruck, den Schloss Broich auf ihn gemacht hatte. Von den beiden Backsteintürmen wurde einer zum Teil abgetragen, ist aber vom jetzigen Hofbesitzer wieder aufgemauert worden. Nur die früher vorhandene Wetterfahne mit dem Wappen von Broich fehlt. Der andere Turm trägt eine Wetterfahne mit dem Wappen von Sluse.
Wenn wir, von der Vorburg kommend, über die Bruchsteinbrücke, die eine frühere Zugbrücke ersetzt hat, das Innere des Schlosses betreten, sind wir überrascht von der harmonischen Gliederung der Räume, die alle von der Eingangshalle zu erreichen sind.
Der rechts liegende Saal ist vollständig mit Gemälden des 18. Jh. ausgekleidet die allesamt Jagdszenen zeigen: Treibjagd auf Rotwild, Entenjagd, Fuchsjagd, Wildschweinjagd und Hallali-Blasen. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren diese Gemälde in einem guten Zustand erhalten geblieben, haben aber dann in den Besatzungsjahren 1940-44 sehr gelitten. Der grosse Raum mit den Jagdbildern wurde als Abstellraum benutzt. Der Umstand, dass das Schloss bis 1948 leer stand, war ebenfalls dem Erhalt der Gemälde nicht günstig. Losgelöste Fetzen hingen herunter und G. Poswyck befürchtete 1951 den drohenden Verlust dieser Bilder. Den jetzigen Besitzern gelang es, die Bilder, die ursprünglich bis zum Boden reichten, zu erhalten. Nur die unteren Partien waren unwiederbringlich verloren.
Der grosse, nach Norden gelegene Salon weist einen schönen Marmorkamin im Stil Louis XVI auf; darüber Stuckarbeiten. Der angrenzende kleine Raum hat ebenfalls einen alten Kamin mit Delfter Kacheln in gusseisernem Rahmen. In dem links vom südlichen Eingang gelegenen kleinen Raum sieht man einen weiteren Kamin mit figürlichen Darstellungen.
Schloss und Lehnshof Broich waren vom Aachener Marienstift abhängig. Im 16. Jh. sind sie im Besitz der van der Heyden genannt Belderbusch. Urkundlich belegt sind:
1557: Dirick Belderbusch van den Broeck. (Ist er identisch mit dem Dierick Belderbusch, der von Juni 1544 bis zum 2. Juli 1551 als Drossard von Henri-Chapelle fungierte?)
1627: Peter van der Heyden gen. Belderbusch
1644: Dederick van der Heyden gen. Belderbusch, der Broich noch 1660 besitzt. Er stirbt etwa 1666, die Witwe lebte noch 1694.
1686-1697 wird Theodor-Dominik van der Heyden gen. Belderbusch als Herr von Broich genannt. Er war vermutlich ein Sohn des vorgenannten Dederick.
1699: Schloss Broich geht durch Verkauf an Jean-Josse de Harcking, Ritter des Hl. Römischen Reiches, über, der am 17. Oktober 1709 in Montzen stirbt. Er hatte Sophie Emonts geheiratet.
1709-1744: Winand-Henri de Harcking, Ritter des Hl. Römischen Reiches, geboren in Limburg am 20.2.1686 und dort verstorben am 21. Juni 1744, folgt seinem Vater als Besitzer der Herrschaft Broich.
Wahrscheinlich hatte der Vorgenannte seiner auf Schloss Broich am 4. September 1702 geborenen Schwester Catherine-Ernestine vor seinem Tode die Herrschaft Broich abgetreten. Die Schwester war verheiratet mit Jean-François de Hertwick. Aus dieser Ehe ging eine Tochter hervor, Ludovica Dorothea de Hertwick, die in erster Ehe Werner Edmund von Broich und in 2. Ehe den Baron Philipp von Witte von Limminghe, Schöffen von Aachen, heiratete.
Werner Edmund von Broich war einer der fünf Grundherren von Montzen. Diese Herren hatten sich 1706 auf eine gemeinsame Jagdnutzung geeinigt.
Nach dem Tode des Herrn Philipp von Witte ging Broich an den Sohn aus erster Ehe, Charles-Henri von Broich (1765-1834) über, der die Baronin Maria-Anne-Louise von Sluse (+ 1831) geheiratet hatte.
Deren Sohn, Louis-Charles-Ferdinand von Broich, heiratete in erster Ehe Flore-Hyacinthe Pollart de Canivris.
Die Tochter dieser Eheleute, Baronin Eulalie-Marie-Flore von Broich (+ 16.11.1912) heiratete in erster Ehe Alphonse-J.-B. F. Ysebrant de Lendonck (1850-1912). Sie wurde Eigentümerin von Broich durch Teilungsakt (Notar Portaels, Brüssel) vom 6. Juni 1868. Am 25. November 1883 schenkte sie durch notariellen Akt vor Notar H. Xhaflaire (Montzen) den Besitz ihrem Sohn Ernest-Louis Ysebrant de Lendonck (1850-1912), der mit Nathalie Deudon d'Heysbroeck (1852-1907) verheiratet war.
Nach dem Tode ihres Vaters brachten die vier Kinder Broich und die dazugehörenden Ländereien, insgesamt 109 ha, am 7. August 1913 zum Verkauf. Drei der sechs Bauernhöfe gingen an Stephane, Gaston und Marguerite Ysebrant de Lendonck; das Schloss und drei weitere Höfe mit 59 ha Land erwarb die Schwester Christine-Françoise-Louise Ysebrant de Lendonck (* 1879), verheiratet mit dem Baron Hermann von Mentock.
Letztere verkauften Broich am 2. Juli 1935 an den holländischen Industriellen Jean Canisius aus Schinnen b. Sittard.
Der neue Eigentümer war kinderlos, die Erben verkauften Broich, das damit eine weitere Zersplitterung erfuhr. Die Pächterfamilie Vaessen erwarb das Schloss und den davor gelegenen Gutshof, während das Gut Neuhuys (heute Pachtgut Xhonneux) an den Vervierser Industriellen Malherbe ging.
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Von Familie Vaessen kam das Schloss durch Kauf an Familie Pirard und schliesslich, 1963, wiederum durch Kauf, an die Familie des Barons Carl von Broich, eines Nachkommen der früheren Besitzer des Wasserschlosses und Verwandten der Ysebrant von Lendonck.
(1) Eine solche Allee führte wohl früher vom Schloss zu einer kleinen Insel im westlich gelegenen Schlossteich.
Aus "LES DELICES DU DUCHE DE LIMBOURG von Guy POSWICK" - (1951).